Vorgestern waren wir am „Gangsingen“ in der Schule von Ben und Mia. Die sechs Primarschulklassen sangen und musizierten auf drei Ebenen des Schulhauses Weihnachtslieder, während wir Eltern auf den breiten Treppen standen und den berührenden Darbietungen lauschten.
Gelauscht habe ich auch den Ansprachen der Lehrer zwischen den Stücken. Und ich habe gestaunt. Der abtretende Schulleiter meinte, er „möchte sich bedanken“, bei den Kindern und seinen langjährigen Kolleginnen und Kollegen.
Vor dem gemeinsam gesungenen Abschlusslied machte uns eine Dame darauf aufmerksam, dass der Liedertext „auf der Rückseite des Programms zu finden wäre“. Und dass sie „froh wären, wenn die Besucher danach so schnell wie möglich das Schulhaus verlassen würden“.
Surrealer Irrealis
Ich wähnte mich in einer irrealen Welt.
In dieser Welt bedankt man sich nicht – man möchte sich bedanken (wenn man denn wollte). Das Programm ist nicht auf der Rückseite – es wäre dort (wie durch ein Wunder hat es seinen Weg dennoch dahin gefunden). Und die Verantwortlichen sind nicht froh, sondern sie wären es (würden die Eltern es denn schaffen, zügig nach draussen zu gehen – was offensichtlich nicht zu erwarten ist).
Wäre, würde, hätte, sollte sind Formen des Irrealis. Der Irrealis wird korrekterweise nur dort angewandt, wo etwas zurzeit nicht möglich ist.
In unserer Welt jedoch verwenden wir diese grammatikalische Form, um höflich zu sein. Wir wollen uns nicht aufdrängen, also verstecken wir unser Begehren hinter einem Irrealis. Wir tun so, als hätten wir das, was wir sagen, gar nicht gesagt – als wäre es nicht echt. Schliesslich heisst irreal „unwirklich“.
Hierzulande jedoch ist der Irrealis so real, dass es schon surreal ist!
Ein Namasté zur Versöhnung
Ich will es anders machen: Ich BEDANKE mich an dieser Stelle bei dir. Ich spreche dir ein tief empfundenes MERCI dafür aus, dass du dich für meine Inhalte interessierst!
Ich freue mich, wenn wir alle dieses Jahr versöhnlich beenden: Mit Nachsicht für unsere eigenen Unzulänglichkeiten, und mit Nachsicht für jene der anderen.
Das gelingt mir nicht immer. Wenn ich mir dessen bewusst werde, dann besinne ich mich auf den Gruss „Namasté“. Namasté heisst: Ich verneige mich vor dem Gott in dir. Das erinnert mich an die Göttlichkeit, die in uns allen steckt – die wir nur so oft vergessen und vor lauter Verletzungen aus der Vergangenheit nicht zu sehen imstande sind.
Und dann kommt mir ein Satz aus dem Kinderbuch „Ich bin das Licht“ von Neale Donald Walsch in den Sinn. Da steht: „Gott hat dir immer nur Engel geschickt“. Alle, von denen wir in diesem Leben etwas lernen, sind Engel.
Unsere Kinder sind Engel. Und alle Lehrerinnen und Lehrer, die uns mit ihrem Irrealis etwas vor Augen führen und erkennen lassen, ebenso!
Ich wünsche dir gesegnete Weihnachten und ein kraftvolles, mit Wundern erfülltes neues Jahr!


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