Wie innen, so aussen. Wie aussen, so innen.

Wie sehr dieses universelle Gesetz gerade für unsere Sprache gilt, ist mir kürzlich wieder an meinem eigenen Beispiel deutlich geworden.

 
Klare Aussage ohne Konjunktiv II…

Ich sass im Auto mit meinem Mann und sagte zu ihm: „Ich will diesen Film gerne mit dir anschauen“.

Da war kein „Ich möchte diesen Film mit dir anschauen“, kein „Würdest du diesen Film mit mir anschauen kommen?“. Wie selbstverständlich kam eine klare Aussage ohne überflüssigen Konjunktiv und im richtigen Satztyp über meine Lippen. Ich hatte meinen Willen mit „ich will“ geäussert.

Noch während dies in mein Bewusstsein sank, kamen mir andere sprachliche Eigenheiten in den Sinn, deren Wandlung mir seit Monaten schwer fällt.

 
… dafür hapert’s an anderer Stelle

Da sind die zahlreichen Füllwörter, die meine Aussagen immer noch begleiten – ein bisschen, irgendwie, relativ oder eigentlich. Da sind die vielen ABER, die ich immer noch in meinen Sätzen entdecke.

Und plötzlich war es sonnenklar: Es ist leicht für mich, im konkreten Indikativ statt im Vielleicht-könnte-es-was-werden-Irrealis zu sprechen. Es ist leicht für mich, meine Wünsche klar zu äussern. Denn ich weiss, was ich will – und dass ich mit diesem Willen alles erreichen kann. Ich sage „Ich will“, weil mir die Kraft meines Willens bewusst ist.

Auf der anderen Seite arbeite ich zurzeit daran, mich mit gutem Gewissen von den Erwartungen anderer zu lösen. Ich lerne noch, bei mir zu bleiben und mich nicht zu verbiegen – gerade wenn ich weiss, dass sich jemand ein bestimmtes Verhalten von mir wünscht. Ich lerne noch, es anderen nicht immer recht machen zu wollen.

 

Unsicherheit und Mauern in mir: Füllwörter und ABER

Diese Unsicherheit kommt in Füllwörtern zum Ausdruck: Ich winde mich sprachlich, weil ich mich innerlich winde. Der Schwamm, in den ich mich bei möglicher Ablehnung durch andere hüllen will, äussert sich in Füllwörtern, die meine Aussagen schwammig machen.

Gleiches gilt fürs ABER: Ich erkenne in ihm meinen Widerstand, den ich gewissen Situationen entgegen bringe. Statt anzunehmen, was ist, gibt es noch diesen Teil in mir, der Menschen und Dinge beurteilt und ablehnt.

Mein ABER offenbart diesen Widerstand. Jedes ABER ist ein Einwand, der eine Wand aufbaut. Ich sage ABER, weil ich noch Mauern in mir trage.

 

Wie innen, so aussen. Wie wundervoll, dass es auch umgekehrt gilt: Wie aussen, so innen. Ja, es ist möglich, durch gewandelte Sprachgewohnheiten mein Inneres zu wandeln! Ja, indem ich meine Sprache verändere, verändere ich mein Bewusstsein! Ja, mit meiner Sprache kreiere ich meine Wirklichkeit!

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